25-jähriges Bestehen des BTZ Chemnitz
Transformation ist das A und O
Im Juni 2021 feierte das Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer in Chemnitz seinen 25. Geburtstag. Die Handwerkskammer Chemnitz unterhält noch ein zweites BTZ in der Stadt Plauen. Das BTZ in Chemnitz ist das modernste Bildungszentrum des Handwerks in Mitteldeutschland und das Herzstück der Aus- und Weiterbildung.
BTZ-Leiter Sven Wittig begleitet die Geschicke der Bildungszentren an den zwei Standorten der Handwerkskammer Chemnitz seit vielen Jahren.
Herr Wittig, was unterscheidet das heutige Bildungs- und Technologiezentrum von dem vor 25 Jahren?
Sven Wittig : In den Jahren seit der Eröffnung 1996 bis 2006, also die ersten 10 Jahre, war die Auslastung der Bildungszentren vor allem durch die Lehrlingsausbildung, Prüfungen und die Meistervorbereitung geprägt. Es war kaum Spielraum für andere Bildungsmaßnahmen und Projekte. Ab 2006 hat sich der demografische Wandel auch in unserem BTZ bemerkbar gemacht und wir mussten uns als Bildungszentrum teilweise neu ausrichten, neue Angebote entwickeln. Zusätzliche Fortbildungen sind in den Vordergrund gerückt, beispielsweise die Schweißerlehrgänge, AU-, Airbag-, Klimalehrgänge, der Glasfaserspezialist – um nur einige zu benennen. Auch rund um die Lehrlingsausbildung sind zusätzliche Angebote erarbeitet worden: hier sind besonders Quali-PLUS-Kurse und Prüfungsvorbereitungskurse sehr gefragt. In den Bildungs- und Technologiezentren haben sich in den letzten Jahren Kompetenzbereiche in den Fachrichtungen Kfz, Elektro, CNC Metall und CNC Holz entwickelt und es werden weitere hinzukommen, wie zum Beispiel Straßen- und Tiefbau. Dabei entwickeln wir uns zu einem digital vernetzten Bildungs- und Technologiezentrum über alle Bereiche.
Welche Bereiche haben sich besonders gewandelt?
Im Rückblick kann gesagt werden, dass alle 36 Handwerksberufe, die wir in den Bildungs- und Technologiezentren ausbilden, ständiger Veränderung unterliegen. Es gibt Berufe und Bereiche, die sich in den letzten 25 Jahren ständiger dynamischer Veränderung stellen mussten. Dazu zählen besonders die Bereiche Kfz, Elektro, SHK, CNC Metall und CNC Holz. Im Kfz-Handwerk beispielsweise sind die Hochvolttechnik, Airbagsysteme, Klima und die Diagnosetechnik im PKW zu benennen. Besonders schnell entwickelt haben sich der Elektrobereich und SHK-Bereich mit ihrer Informationstechnik, Smart Living, Digitalstrom und Glasfasertechnik. Parallel sind die Kompetenzbereiche CNC Holz, CNC Metall und CNC Wasserstrahlschneiden in Verbindung mit Robotik und 3D-Druck neu entstanden.
Welche Bereiche werden sich in Zukunft noch mehr verändern?
Es werden sich nach meiner Meinung die Bereiche Kfz, Elektro, SHK, CNC-Metall und CNC-Holz auch in der Zukunft dynamisch verändern. Der Baubereich mit dem Kompetenzbereich Straßen- und Tiefbau mit der BIM-Technik wird hinzukommen. Davon abgesehen müssen alle Berufe, die wir in den Bildungszentren der HWK Chemnitz ausbilden, auf einem sehr hohen technischen Niveau ausgebildet werden. Hier sind wir ständig gefordert bei der Weiterentwicklung der Werkstätten und an der Weiterbildung des eigenen Personals. Schließlich müssen wir hochwertige Ausbildung, Aufstiegfortbildung und Fachkurse anbieten können. Die beiden Bildungszentren in Chemnitz und auch in Plauen werden sich ständig im Interesse des Handwerks neu ausrichten müssen. Der Wille und die Bereitschaft zur Transformation ist das A und O: Wir werden unsere Bildungsangebote ständig an den Bedarfen ausrichten. Dies setzt permanente Investitionen in Personal und in neueste Technik voraus.
Was sind die Herausforderungen dabei?
Die große Herausforderung besteht darin, die umfangreichen Investitionen in digitale Ausstattung in den Werkstätten, in neue und vorhandene Kurse einfließen zu lassen. Unser Schwerpunkt liegt auf der handlungsorientierten und fachpraktischen Aus- und Weiterbildung. Nur hier bei uns finden Auszubildende und Meisterschüler einen geschützten Lernort vor, um sich umfassend auf alle wesentlichen Handlungsfelder der Baustellen- und Werkstattrealität vorzubereiten. Nur hier können sie sich in Ruhe ausprobieren, auch mal Fehler machen, selbständig unter Anleitung eines erfahrenen Lehrmeisters arbeiten. In den Betrieben kann das im Alltag während des laufenden Geschäftes selten so tief vermittelt werden. Das Einüben und Automatisieren von handwerklichem Geschick und Arbeitsabläufen ist ganz wesentlich bei uns.
Können Sie das an konkreten Beispielen verdeutlichen?
Im Kfz-Bereich haben wir verschiedene themenbezogene Werkstätten, beispielsweise Hochvolttechnik, Motormanagement oder Fahrwerk. Hier werden Kursteilnehmer vor authentische Situationsaufgaben gestellt – in einem geschützten Raum, im Team oder allein, erleben sie in einem Stationskreislauf an verschiedenen Fahrzeugen die Konsequenzen des eigenen Handelns. Vor allem im Bereich Smart Living, Smart Building müssen Zusammenhänge erarbeitet und erlernt werden. In unserem E-Haus, einem voll funktionsfähigen smarten 100-Quadratmeter-Einfamilienhaus, wird das Erlernte aus den umliegenden Elektro- und SHK-Werkstätten praktisch in einem authentischen Umfeld vertieft und eingeübt. Das sinnvolle Zusammenspiel von KNX, Photovoltaik, Heizung, Wohnraumlüftung, Haushaltsgeräten, Beleuchtung, Jalousien, Wetterstation, Glasfasertechnologie, Elektromobilität, Rasenbewässerung und Einbruchschutz ist auf diese Weise einzigartig. Unser Anspruch ist es, dass Azubis möglichst viel Praxiswissen mitnehmen und Selbstbewusstsein im Umgang
mit Technik und Technologien entwickeln, die ihnen die Betriebe nicht vermitteln oder zur Verfügung stellen können. Zudem ist dieser Wissenstransfer zurück in die Unternehmen sehr wichtig, damit auch diese sich weiterentwickeln können. Das Handwerk entwickelt sich ständig weiter und wir müssen der Entwicklung immer einen Schritt voraus sein!