Über den Tellerrand
Bäckerei Bauerfeind bildet Lehrlinge aus Vietnam und Guinea aus
Mit einem strahlenden Lächeln begrüßt Minh Hieu Pham in der Bäckerei Bauerfeind in Hohndorf die Kunden. Juniorchef Erik Bauerfeind beteuert, dass das wirklich immer so sein: „Hieu hat ein unheimlich positives Auftreten – wirklich ausnahmslos! Egal wie zeitig morgens oder wie spät abends es ist, Hieu ist gut gelaunt!“ Die sprichwörtliche asiatische Freundlichkeit scheint also kein Gerücht zu sein. Denn nicht nur hinter dem Verkaufstresen sondern auch in der Backstube weiß sich Familie Bauerfeind seit September letzten Jahres mit Elan und Freude unterstützt: Hieu ist nicht allein nach Deutschland gekommen – sie hat ihren Freund Duc Hoang Dinh (von allen kurz Duc genannt) gleich mit nach Deutschland gebracht. Er macht bei Bauerfeinds eine Ausbildung zum Bäcker.
Dafür haben die beiden in Vietnam acht Monate die deutsche Sprache gelernt und dann über die Deutsche Schule in Hanoi und das dazugehörige Projekt „TRABI Vietnam“ ihren Ausbildungsbetrieb gefunden. Ein Glücksgriff – wie beide Seiten betonen. Hieu und Duc fühlen sich wohl in Deutschland. Sie haben eine kleine Wohnung im Ort, die ihnen die Familie Bauerfeind mit Unterstützung des Lebenshilfe-Vereins und der Gemeinde komplett eingerichtet hat. Selbst Fahrräder haben die beiden zur Verfügung. Und sie können im Urlaub ihrer größten Leidenschaft nachgehen: dem Reisen! Wien, Prag, Brüssel – das alles haben sie sich schon angesehen. Einziger Wermutstropfen ist, dass ihre Heimat für einen Besuch momentan zu weit und die Coronabestimmungen in Vietnam zu streng sind. Dank neuer Medien halten sie mit der Familie aber Kontakt und haben mit den Bauerfeinds auch eine Art Ersatzfamilie gefunden. Senior Andreas und seine Söhne Erik und Norman Bauerfeind integrieren Duc und Hieu wo es geht und versuchen Heimweh gar nicht erst aufkommen zu lassen. Davon abgesehen sind sie voll des Lobes über ihre Azubis. „Sie wissen was sie wollen, sind absolut fokussiert, immer pünktlich und das Wichtigste – sie geben uns das Gefühl alles wirklich gern zu machen!“, berichtet Erik Bauerfeind. „Hieu ist ein richtiger Sonnenschein vorn am Tresen und Duc ist schon jetzt eine große Hilfe in der Backstube.“
So gut wie sich bisher alles gefügt hat – die Anbahnung des Lehrverhältnisses war steinig. Zahllose Anträge, Formulare und Behördengänge waren nötig, um Hieu und Duc die Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen. Das lag weniger an den vermittelnden Stellen als an den deutschen Behörden. Bei dem Thema redet sich Andreas Bauerfeind heute noch in Rage: „Die Zuständigkeiten bei uns sind eine Katastrophe – undurchsichtig, kompliziert und nervenraubend! Und das, wo wir jede Unterstützung und Förderung bei der Anwerbung von Fachkräften brauchen können. Stattdessen sitze ich über Papierbergen und fülle Formulare und Anträge aus.“ Letztendlich sind aber alle froh, dass Hieu und Duc angekommen sind, sich wohlfühlen und super Fortschritte machen. Und da die beiden mit gutem Beispiel voran gegangen sind haben sie seit kurzem auch ein neues Mitglied im Azubiteam: Mamadou aus Guinea versprüht afrikanische Lebensfreude in der Hohndorfer Bäckerei. Er hat bei Bauerfeinds ein Eingliederungsjahr gemacht und jetzt auch eine Lehre zum Bäcker angefangen. Andreas Bauerfeind schätzt ihn wegen seiner Zuverlässigkeit, seinem Fleiß und seiner ordentlichen Arbeitsweise. Einblicke in diese deutsch-vietnamesisch-afrikanische Erfolgsgeschichte gibt es auf Hieus YouTube-Kanal „Hieu Pham“.
Ansprechpartnerin: Andrea D`Alessandro, Tel. 0371/5364-203,
11.10.2021