Robert Werner

Chemnitzer Handwerksbetrieb gewinnt Denkmalpflegepreis

Für herausragende restauratorische Leistungen im Residenzschloss Dresden erhält der Betrieb Paul Lorenz aus Grüna den 1. Platz

Toni Lorenz war der ehrbare Moment sichtlich anzumerken. Während die Bildschirme auf der Bühne des denkmal-Forums einen Imagefilm über den Handwerksbetrieb Paul Lorenz zeigten, saß der Junior und Metallbildner neben Mutter Uta Lorenz und folgte gerührt den Bildern. Kurz danach kam Frank Wagner, Präsident der Handwerkskammer Chemnitz ans Rednerpult, um die Verkündung des 1. Platzes des 1. Sächsischen Denkmalpflegepreises zu machen und damit vorzunehmen, dass der knapp 100 Jahre alte Familienbetrieb aus Grüna um Inhaber Mario Lorenz Titelträger wird. „Das hätten wir nie gedacht. Aber wir sind mächtig stolz, den ersten Platz beim ersten sächsischen Denkmalpflegepreis erhalten zu haben“, äußerte Toni Lorenz hinterher und fügte an: „Der Preis bekommt auf jeden Fall einen ganz tollen Platz in der Firma.“

Prunkspiegel-Arbeiten sind entscheidend

Dass auch die anderen Nominierten in den letzten Jahren mit tollen und qualitativ hochwertigen Restaurierungsarbeiten glänzen konnten, steht außer Frage. Bernd Bubnik aus Trebsen sorgte beispielsweise für die Wiederherstellung und Erhaltung von Stuckdecken und Putzwänden im Jagdhaus Kössern. Ein Auftrag, der gleichbedeutend mit dem Abschluss seines Lebenswerks zu verstehen ist und damit einen ganz besonderen Applaus erhielt. Oder die FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH aus Ottendorf-Okrilla, die für die Neugestaltung von Innenräumen im Schloss Georgium in Dessau-Roßlau zuständig war. Der Lohn: Beide landeten auf dem Silberrang, da sich die Jury nicht für einen 3. Platz entscheiden konnte. Das Gremium überzeugen und sich damit an den beiden großartigen zweiten Plätzen vorbeischieben konnte sich Paul Lorenz letztlich mit seinem Projekt, die Prunkspiegel von 1719 in den Paraderäumen des Dresdner Residenzschlosses restauriert und rekonstruiert zu haben. „Das alles wäre aber überhaupt nicht möglich gewesen, ohne das große fachliche Miteinander. Diese Arbeit, mit der wir uns beworben hatten, gründet sich in einem großen handwerklichen Miteinander. In einem großen Netzwerk aus tollen Gießern, tollen Bildhauern und innovativen Techniken, wo wir Firmen haben, die Lust auf das Schwierige, Lust auf Handwerk haben“, erklärt Toni Lorenz. Zudem hob der Restaurator-Masterstudent die Leistungen der Kollegen und Mitarbeiterschaft im Betrieb sowie den familiären Zusammenhalt in Grüna hervor.

Zwei weitere Sonderpreise

Neben den ersten Platzierungen lobte die Fachjury auch Sonderpreise aus. So durfte sich die DenkMalBauSozial Callenberg gGmbH über die Auszeichnung für die Wiedererrichtung eines ehemaligen Auszughauses von 1834 in Callenberg freuen. Für die FAHNEN FASSMANN Plauen Stick & Druck Manufaktur e. K. gab es die Ehrung für die Anfertigung einer Nachbildung des Bundesbanners der Deutschen Turnerschaft für das Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum in Freyburg. Den dritten Sonderpreis erhielt Robert Bialek für die Wiederherstellung eines verloren gegangenen Putzschnittes am ehemaligen AWD Klubhaus Radebeul.

Bei der Bewertung der eingereichten Projekte achtete die Fachjury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Denkmalpflege und des Handwerks, nicht nur die handwerkliche Qualität der Ausführung, sondern auch den Schwierigkeitsgrad der Arbeiten sowie den Beitrag, der damit für die Erhaltung und Wertschätzung kulturellen Erbes geleistet wurde. „Handwerksbetriebe sind die wahren Hüter unseres kulturellen Erbes. Die heutigen Gewinner haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie mit Fachwissen, Können, Geduld und Enthusiasmus der Arbeit an historischen Gebäuden nicht nur gewachsen sind, sondern sie grandios meistern können“, gratulierte Babara Meyer, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung (SMR). Nicht zuletzt deshalb soll die Verleihung des Denkmalpflegepreises, die 1994 von der HWK zu Leipzig gegründet und dieses Jahr auf Initiative des SMR auf ganz Sachsen ausgeweitet wurde, auch in den nächsten Jahren die besonderen Leistungen der regionalen Handwerksbetriebe in den Vordergrund stellen.

Weitere Informationen:  https://www.sachsen-denkmal.de

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12.11.2024