Willi Sonntag hat seinen Feinwerkmechanikermeister an der Handwerkskammer Chemnitz absolviert und verrät, warum auch andere sich gerne trauen dürfen
Vor drei Jahren hat Willi Sonntag seinen Meisterbrief von der Handwerkskammer Chemnitz erhalten – für den 26-Jährigen aus Klaffenbach aufgrund der handwerklichen Passion von Vater und Großvater eine fast schon familienbedingte Tradition. Dass er direkt nach seiner Ausbildung weitermachte, stand außer Frage, denn zu große Pausen sollten seiner Ansicht nach zwischen Lehre und Weiterbildung nicht sein. Doch auch bei der Bedeutung des Lehrgangs zum Feinwerkmechanikermeister hat Sonntag Interessantes zu erzählen.
Herr Sonntag, was hat Sie überhaupt ins Handwerk gebracht und welche berufliche Ausbildung haben Sie gewählt?
Handwerkliches Interesse hatte ich sowieso, das kam schon familiär bedingt. Mein Großvater hat 1976 unsere Firma (Schlosserei und Maschinenbau Sonntag) gegründet und ich soll sie vielleicht einmal übernehmen. Angefangen habe ich 2014 mit meiner Ausbildung zum Feinwerkmechaniker für die Fachrichtung Maschinenbau bei einem Unternehmen in Chemnitz. 2017 konnte ich bereits vorzeitig, innerhalb von drei Jahren, auslernen.
Danach ging es für Sie direkt weiter mit dem Kurs zum Feinwerkmechanikermeister?
Genau. Anfang 2018 habe ich mit den Teilen drei und vier in Vollzeit begonnen, ab November ging es dann mit der Fachtheorie, die ich 2020 erfolgreich beenden konnte, weiter. Die Prüfung war Anfang 2020 und ich war froh, dass ich noch vor Corona damit durch war. Im Herbst habe ich mein Meisterprojekt vorgestellt und Mitte 2021 erfolgreich präsentieren können.
Was genau haben Sie da ausgestellt?
Eine „Vorrichtung zum Anschweißscheiben-Lochen.“ Wir benötigen diese Scheiben für andere Produkte in der Firma. Somit habe ich nach Maßgabe der Meisterprüfer diese konstruiert. Sie besitzt eine automatische Zu- und Abführung inklusive Magazin der Rohlinge. Man muss nur halbstündlich neue Rohteile nachlegen und die fertigen Scheiben entnehmen.
Was war denn der Grund, den Meisterkurs zu machen? Und was bringt Ihnen der Abschluss für Ihre berufliche Laufbahn?
Zum einen, wie bereits erwähnt, spielte die eventuelle Übernahme unseres Familienbetriebs eine gewisse Rolle. Und für Feinwerkmechaniker gibt es ja eine Meisterpflicht in diesem Zusammenhang. Mir war auch wichtig, direkt nach der Ausbildung weiterzumachen, weil ich einmal in dem Thema drin war. Zum anderen lernt man aber auch, über den Tellerrand hinaus zu schauen und man entwickelt sich fachlich und persönlich weiter. Eine gewisse Portion Spaß sollte natürlich auch dabei sein.
Wie meinen Sie das genau?
Wenn man ohne Spaß in den Meisterkurs geht, wirft man höchstwahrscheinlich das Handtuch. Auch ohne ein konkretes Ziel vor Augen dürfte es schwierig werden. Seinen Meister zu machen, nur um am Ende mehr Geld zu verdienen, sollte also nicht der Antrieb sein.
Warum sollten auch andere den Weg beschreiten und ihren Feinwerkmechanikermeister machen?
Am Ende des Tages muss es in jedem Betrieb jemanden geben, der Planen kann. Mitunter entstehen aus diesen Planungen und Ideen die besten Produkte – ich entwickle zum Beispiel Produkte für Oldtimer und fertige diese dann bei meinem Vater im Betrieb. Daher sollte jeder der vorhat, sich weiterzubilden und mal Verantwortung zu übernehmen, sich trauen und seinen Meister machen. Und mein Tipp ist, direkt nach der Ausbildung weiterzumachen. Denn wenn man erstmal zehn Jahre draußen ist, wird es umso schwerer.
Letzte Frage: Wie blicken Sie auf die Zukunft des Handwerks?
Das Handwerk wird meiner Meinung nach nie seine Bedeutung verlieren, egal was kommt. Die Probleme, die es derzeit gibt, sind aber dafür viel umfassender als man denkt. Gerade Bürokratie, Vorschriften und andere Regelungen legen einem kleinen Handwerksbetrieb viele Steine in den Weg und beanspruchen sehr viel Zeit und Geld, welches man besser anderweitig verwenden könnte. Das muss sich in Zukunft ändern damit das Handwerk wieder attraktiver wird.
Tipp: Der nächste Vorbereitungskurs Feinwerkmechanikermeister Teile I/II startet am 15. November 2024 in Teilzeit in Chemnitz. Es sind noch Plätze frei!
Ansprechpartnerin: Jana Klässig, Tel.: 0371 5364-188, E-Mail:
24.09.2024