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Gedämpfter Optimismus im Handwerk im Kammerbezirk Chemnitz

Konjunkturumfrage Frühjahr 2021 ausgewertet | Sonderumfrage zur Unternehmensnachfolge macht steigenden Bedarf deutlich

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Chemnitz zeigt für die Betriebe im Handwerk ein gemischtes Bild der aktuellen Lage. Zwar ist der Blick in die Zukunft weniger pessimistisch. Dennoch sind die befragten Unternehmen noch sehr zurückhaltend. Das Vorkrisenniveau ist noch lange nicht erreicht. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Branchen des Handwerks unterschiedlich stark betroffen sind.

Handwerkskammerpräsident Frank Wagner dazu: „Das Handwerk ist heterogen und das zeigt sich auch in der aktuellen Konjunkturumfrage. Auf der einen Seite robuste und stabile Gewerke im Bau- und Ausbaugewerbe. Auf der anderen Seite extrem betroffene Branchen wie Friseure und Kosmetiker. Auch wenn eine Stabilisierung zu erkennen ist, so ist das Vorkrisenniveau noch lange nicht wieder erreicht. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass sich alles binnen kürzester Zeit ändern kann. Daher ist ein Ausblick, was das Pandemiegeschehen und die Folgen für unsere Betriebe angeht, nur schwer möglich. Die Hoffnung ist mit dem Impffortschritt da. Gleichzeitig gibt es aber andere Unsicherheiten, die immer stärker hervortreten. Materialengpässe und Preissteigerungen bei Baumaterialien werden für die betroffenen Gewerke zu einem ernsthaften Problem. Das zeigt uns auch die Umfrage.“

Zu den Umfrageergebnissen im Detail:

Das Konjunkturklima ist im Vergleich zur Umfrage im Frühjahr 2020 (128) und Herbst 2020 (119) noch einmal schlechter geworden. Der aktuelle Konjunkturklimawert liegt bei 116. Damit ist der Wert aber nicht mehr so stark gesunken wie zwischen Frühjahr und Herbst 2020. Im Vogtland und dem Erzgebirgskreis gab es zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021 den stärksten Abfall beim Konjunkturklimawert (Vogtland: -7,2, Erzgebirge: -7,1). Am besten ist der Konjunkturklimawert weiterhin im Landkreis Zwickau, wo sogar – als einziger Landkreis – ein höherer Wert gegenüber dem Herbst 2020 zu beobachten ist (+3,6).

Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen hat sich nochmals verschlechtert. Nur noch 77,8 Prozent geben diese mit gut oder befriedigend an. 22,2 % beschreiben die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Im Frühjahr und auch Herbst 2020 gaben weniger als 10 Prozent eine schlechte Geschäftslage und mindestens 90 % eine gute bzw. befriedigende Geschäftslage an.

Den jahreszeitbedingten Auftragsbestand gaben 31,5 Prozent mit unterdurchschnittlich an, 68,5 Prozent mit überdurchschnittlich oder normal. Im Frühjahr 2020 schätzten 87,5 Prozent den Bestand als überdurchschnittlich oder normal ein und 12,5 Prozent als unterdurchschnittlich. Die Pandemie und die Schließungen wirken sich deutlich auf die Geschäftslage aus, wenngleich hier nach einzelnen Branchen differenziert werden muss. Die Unternehmen haben im Durchschnitt Aufträge für die kommenden 11,4 Wochen – mehr als im Herbst 2020 und vergleichbar mit dem Frühjahr 2020.

Trotz der eher schlechten Einschätzung der aktuellen Geschäftslage zeigt die Umfrage gleichzeitig auch, dass große Teile des Handwerks in der Region optimistischer in die Zukunft blickt – wenn auch noch mit angezogener Handbremse. So haben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen im Vergleich zum Herbst deutlich gesteigert. Statt nur 9 Prozent geben aktuell 24,1 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung an.

Die große Mehrheit der Unternehmen wird die Zahl der Gesamtbeschäftigten gleich halten. 33 Prozent erwarten steigende Umsätze, 47,9 Prozent gleichbleibende und 19,2 Prozent zurückgehende. Bei den Investitionen ist eine Zurückhaltung erkennbar. Nur 13,9 Prozent wollen mehr investieren, 56 Prozent auf gleichem Niveau und bei 30 Prozent sind sinkende Investitionen zu erwarten.

Zu den Umfrageergebnissen für die einzelnen Gewerke:

Das Bauhauptgewerbe ist weiterhin weniger krisenanfällig. Die Ergebnisse zeigen, dass die Corona-Pandemie hier weniger starke Auswirkungen hat. 90 Prozent geben die derzeitige Geschäftslage als gut oder befriedigend an. 88,3 Prozent erwarten auch zukünftig eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Der Auftragsbestand liegt mit 13,9 Wochen über dem allgemeinen Durchschnitt und ist für die Jahreszeit für 68,8 Prozent normal. Die Aufträge sind gegenüber dem Vorquartal für mehr als 50 Prozent gleichgeblieben. Größtes Problem für dieses Gewerk sind die deutlichen Preissteigerungen im Einkauf, die immer stärker auf die Unternehmen wirken. 81,4 Prozent berichten hier von gestiegenen Preisen. Und 85,5 Prozent erwarten diese Situation auch im nächsten Quartal. Rund 12 Prozent der Unternehmen planen Neueinstellungen. Für 82,1 Prozent wird die Zahl der Gesamtbeschäftigten gleich bleiben.

Im Ausbaugewerbe ist die Lage ganz ähnlich zum Bauhauptgewerbe. Fast 90 Prozent geben die derzeitige Geschäftslage mit gut oder befriedigend an. 87 Prozent sehen auch ihre zukünftige Geschäftslage gut oder mindestens befriedigend. Dennoch zeigt sich auch hier das Problem der steigenden Einkaufspreise: 77,5 Prozent berichten von gestiegenen Preisen. 83,4 Prozent erwarten diese Situation auch im nächsten Quartal.

Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf ist die derzeitige Geschäftslage für 76,9 Prozent gut oder befriedigend, für 23,1 Prozent schlecht. Der Blick auf die zukünftige Geschäftslage ist für 84,3 Prozent mit einer Verbesserung verbunden oder bleibt gleich. Und auch hier ist die Preisentwicklung im Einkauf ein Problem: 70,5 Prozent berichten von gestiegenen Preisen und fast 70 Prozent erwarten diese Situation auch im kommenden Quartal.

Im Kraftfahrzeuggewerbe bewerten mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Unternehmen die derzeitige Geschäftslage als schlecht. Der Auftragsbestand ist fast für die Hälfte der Unternehmen (46,9 Prozent) unterdurchschnittlich. Und auch die Auftragseingänge sind gegenüber dem Vorquartal bei 52,4 Prozent der Unternehmen gesunken. Neueinstellungen sind nur für die wenigsten Unternehmen geplant. Bei fast 94 Prozent wird die Gesamtbeschäftigtenzahl gleich bleiben.

Im Nahrungsmittelgewerbe bewertet fast die Hälfte die derzeitige Geschäftslage als gut, ein Viertel als befriedigend. Zwei Drittel sehen die Geschäftslage zukünftig gleichbleibend an. Der Auftragsbestand ist für 61,3 Prozent jahreszeittypisch. Neueinstellungen soll es keine geben. 94,1 Prozent wollen die Beschäftigtenzahl gleich lassen. Die Umsätze sind für genau die Hälfte eher rückläufig (50,0 Prozent). Nur bei 5,9 Prozent haben sie sich überdurchschnittlich entwickelt. 88,2 Prozent erwarten steigende Einkaufspreise, wo hingegen die Verkaufspreise nur bei 57,1 Prozent steigen werden.

Am schwierigsten ist die Lage im Gesundheitsgewerbe und bei den personenbezogenen Dienstleistungen. Hier sind die Folgen der Pandemie aufgrund langer Betriebsschließungen und Vorgaben bei Hygiene- und Arbeitsschutz am deutlichsten zu spüren. Im Gesundheitsgewerbe sehen nur 5,9 Prozent aktuell eine gute Geschäftslage, bei mehr als einem Drittel ist diese schlecht. Ein Drittel sieht für die Zukunft eine Verbesserung, 47,1 Prozent erwarten ein gleiches Niveau. Keines der befragten Unternehmen gibt einen überdurchschnittlichen Auftragsbestand an. Hingegen gibt es bei 68,8 Prozent eine unterdurchschnittliche Entwicklung. Für die Jahreszeit ist bei 62,5 Prozent ein rückläufiger Auftragsbestand zu sehen. Zwei Drittel sehen gleichzeitig einen Umsatzrückgang. 40 Prozent erwarten im kommenden Quartal steigende Aufträge.

71,3 Prozent bewerten bei den personenbezogenen Dienstleistungen die derzeitige Geschäftslage als schlecht, nur 15 Prozent als gut. 43 Prozent erwarten immerhin eine Verbesserung in Zukunft. Zwei Drittel geben einen unterdurchschnittlichen Auftragsbestand für diese Jahreszeit an. 73,1 Prozent melden einen gesunkenen Auftragseingang gegenüber dem Vorquartal. Bei 79,7 Prozent ist die Umsatzentwicklung unterdurchschnittlich.

Auch im Kunsthandwerk und dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf ist ein unterdurchschnittlicher Auftragsbestand (44,2 Bei den personenbezogenen Dienstleistungen) für die Jahreszeit zu verzeichnen. Die derzeitige Geschäftslage bewerten 29,3 Prozent als schlecht und 41,5 Prozent als gut. Im Frühjahr 2020 bewerteten noch 65,8 Prozent mit gut und nur 7,9 Prozent mit schlecht. Die Einkaufspreise scheinen sich auch hier auszuwirken, denn 76,7 % sehen gestiegene Preise im Einkauf und genauso so viele erwarten das auch im kommenden Quartal.

Zur Umfrage: Von den 22.204 zum 31. März 2021 im Kammerbezirk eingetragenen Betrieben haben 734 an der Umfrage teilgenommen.

 

Sonderumfrage zur Betriebsnachfolge im Handwerk

Jeder vierte Betriebsinhaber über 60 Jahre alt

In einer Sonderumfrage zu Betriebsnachfolgen im Handwerk, die der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) alle fünf Jahre durchführt, sind jetzt neue Ergebnisse veröffentlicht worden, die auch Angaben zur Situation im Kammerbezirk Chemnitz machen. Insgesamt haben sich hier 286 Betriebe im dritten Quartal 2020 an der Umfrage beteiligt. Durch den Umfragezeitraum sind auch Rückschlüsse auf den Einfluss der Corona-Krise möglich.

Zu den Ergebnissen:

Jeder vierte Betriebsinhaber im Handwerk ist über 60 Jahren alt. Das Durchschnittsalter der Inhaber liegt im Kammerbezirk bei 55 Jahren und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt (44,5 Jahre). Aufgrund des demografischen Wandels, den diese Zahlen widerspiegeln, wird das Thema Betriebsnachfolge im Handwerk in den kommenden Jahren an Bedeutung deutlich zunehmen.

So planen 61,9 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk Chemnitz, den Betrieb an einen Nachfolger zu übergeben, davon mehr als ein Drittel in den kommenden zwei bis fünf Jahren. Knapp ein Drittel (32,5 Prozent) plant, den Betrieb nicht zu übergeben und damit zu schließen.

Die Übergabe soll für die Mehrheit der Unternehmen an Familienangehörige erfolgen (39,4 Prozent). 11,5 Prozent wollen an Mitarbeiter übergeben, 5,8 Prozent an Existenzgründer und nur 1 Prozent an Mitbewerber. Für 34,6 Prozent ist diese Entscheidung noch offen.

Im Kfz-Gewerbe geben 59,3 Prozent der Unternehmen an, dass sie in den nächsten zwei bis fünf Jahren eine Übergabe beabsichtigen – Höchstwert unter den Gewerken. Auch im Bereich gewerblicher Bedarf planen dies fast die Hälfte der Unternehmen (46,2 Prozent). Im Gesundheitshandwerk (40 Prozent) und im Bauhauptgewerbe (38,3 Prozent) sind die Werte ebenfalls über dem Durchschnittswert von 36,4 Prozent.

Um eine Unternehmensnachfolge in die Wege zu leiten, nutzen die Inhaber vorrangig die Unterstützung von Steuerberatern und den Beratern der Handwerkskammern beziehungsweise des Fachverbands, Unternehmensberater oder Kreditinstitute.

Die größte Herausforderung und Problematik bei einer vorgesehenen Betriebsabgabe ist für 57 Prozent die Suche eines qualifizierten Nachfolgers.

Welche weiteren Probleme/Herausforderungen sehen die Inhaber? Für 44 Prozent ist die Unternehmensbewertung ein Problem. 37 Prozent sehen dieses im Bereich steuerlicher Fragen, vor allem bei Erbschafts- und Umsatzsteuer sowie Freibeträgen. 17 Prozent machen sich Gedanken zum Übergang der Mitarbeiter. Und für 16 Prozent ist die Durchsetzung des Kaufpreises eine Herausforderung, da letztlich der Unternehmensverkauf oft auch einen zentralen Baustein der Altersvorsorge des bisherigen Inhabers bildet.

Für Rückfragen und ggf. die Vermittlung von Ansprechpartnern (je nach Gewerk oder Problematik) steht Ihnen gern Robert Gruner (Tel. 0371-5364231, ) zur Verfügung.

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