HWK und IHK Chemnitz stellen Herbst-Konjunkturdaten vor
Die konjunkturelle Talsohle nach dem Lockdown im Frühjahr ist durchschritten. Gebremst wird die Erholung jedoch durch Branchen, die in besonderem Maße auf soziale Kontakte
angewiesen sind. Weiterhin verhindern der gedämpfte Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe und die Investitionszurückhaltung der Unternehmen einen stärkeren Aufschwung.
Das geht aus der gemeinsamen Umfrage zur Herbstkonjunktur von Handwerkskammer Chemnitz (HWK) und Industrie- und Handelskammer Chemnitz (IHK) hervor, die am
Donnerstag (29.10.) in Chemnitz vorgestellt wurde. An der Umfrage im September beteiligten sich rund 1.240 Unternehmen aus Industrie, Bau, Handwerk, Dienstleistungsgewerbe, Handel und Güterverkehr.
Der Geschäftsklimaindex der beiden Kammern, der gleichrangig die Einschätzungen zur aktuellen Lage sowie zu den Geschäftserwartungen abbildet, steigt auf 104 Punkte, nach 91 Punkten im Frühjahr. Trotz besserer Lagebeurteilungen und weniger pessimistischer Erwartungen als in der Vorumfrage bleibt die Stimmung mit 116 Punkten deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurück. Die Folgen der Covid-19-Pandemie haben die Wirtschaft weiterhin fest im Griff.
„Der Aufholprozess wird angesichts neuer coronabedingter Einschränkungen sowie des Strukturwandels bei Mobilität und beschleunigter Digitalisierung sehr herausfordernd und viel Zeit in Anspruch nehmen. Viele Bereiche wie die Tourismus- und Kulturwirtschaft sowie die Veranstaltungsbranche können erst dann durchatmen, wenn ein Impfstoff flächendeckend zur Verfügung steht“, fasst Dr. h. c. Dieter Pfortner, Präsident der IHK Chemnitz, die aktuelle Entwicklung zusammen. In der Industrie fällt die Erholung durch die schwache Auslandsnachfrage und den Strukturwandel im Fahrzeugbereich deutlich gedämpfter aus. Die Bauindustrie berichtet trotz Auftragsrückgängen von vergleichsweise stabilen Geschäften. Der Dienstleistungssektor und der Handel nehmen wieder Fahrt auf. Jedoch vollzieht sich die Stabilisierung in den einzelnen Segmenten sehr unterschiedlich. Insbesondere kontaktintensive und personennahe Dienstleistungsbereiche leiden nach wie vor extrem unter den Einschränkungen. Im Verkehrssektor bleibt die Situation angespannt.
Auch die Handwerksbetriebe sind von der Corona-Pandemie sehr unterschiedlich betroffen. Das Bauhandwerk profitiert nach wie vor von der hohen Bautätigkeit. Nahrungsmittelbetriebe haben sich unterschiedlich entwickelt – während Fleischer etwas schlechtere Bewertungen abgaben, sind Bäcker überwiegend besser durch die Krise gekommen. Deutlich negativ betroffen sind die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und die Kfz-Betriebe mit hohem Handelsanteil. Handwerkskammer-Präsident Frank Wagner zur Situation: „Das Handwerk ist in großen Teilen gut durch die Corona-Krise gekommen. Die Betriebe sind vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen jedoch unsicher mit Blick in die Zukunft. Zwischenzeitlich sind weite Teile des Kammerbezirks Chemnitz zum Risikogebiet erklärt geworden. Bundesweit verschiedene Regelungen zur Virusbekämpfung verunsichern die Betriebe bei der verantwortungsbewussten Entscheidung, wo sie ihre Arbeitskräfte einsetzen können. Die Handwerksbetriebe bemühen sich gleichwohl weiter, trotz Umsatzrückgängen die Beschäftigten zu halten und so auch nach Überwindung der Krise gut aufgestellt zu sein."
Angesichts der Unwägbarkeiten des weiteren Verlaufs und der Folgen der Corona-Krise bleiben die Unternehmen zurückhaltend. Das Erwartungsbarometer liegt bei minus zwölf Punkten, nach sechs Punkten im Vorjahr. Die zurückhaltenden Geschäftserwartungen und die zum Teil angespannte finanzielle Situation in den Betrieben spiegeln sich auch in den Investitions- und Beschäftigungsplanungen wider. Infolge der großen Unsicherheit sowie krisenbedingter Liquiditätsverluste wurden kurzfristig Investitionen gestrichen oder zeitlich gestreckt. Neueinstellungen werden zurückgefahren. Die Beschäftigungssicherung steht im Vordergrund. Trotz aktuell rückläufiger Investitionen und Neueinstellungen sind jedoch viele Unternehmen bei sich schnell ändernden Geschäftsmodellen gezwungen, in Köpfe und Technik zu investieren.
Hintergrund: An der Konjunkturumfrage der IHK und HWK Chemnitz beteiligten sich 1.240 Unternehmen aus Industrie, Bau, Handwerk, Dienstleistungsgewerbe, Handel und Güterverkehr. Befragt wurden die Unternehmen vom 01.09.2020 bis 25.09.2020.