Bild vom Verwaltungsgebäude der Handwerkskammer Chemnitz
Schmidtfoto-Chemnitz

Handwerk will Wirtschaftsstandort Sachsen nachhaltig stärken

Landtagswahl Sachsen 2024: Sächsischer Handwerkstag erwartet von Parteien in Wahlprogrammen klare Botschaften zum Handwerk:

Angesichts bereits angelaufener Vorbereitungen auf die Landtagswahl 2024 im Freistaat hat der Sächsische Handwerkstag die zur Wahl antretenden demokratischen Parteien zu einem offensiven Dialog mit der Wirtschaft aufgefordert. „Wir erwarten, dass politische Parteien, die sich 2024 um ein Regierungsmandat bewerben, bereits jetzt – in der Phase der Erarbeitung von Wahlprogrammen – das Gespräch mit uns suchen. Ziel muss sein, dass von vornherein auch Forderungen des Handwerks berücksichtigt und mit konstruktiven Lösungsansätzen verknüpft werden.“ Das erklärte der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Jörg Dittrich, am Montag vor Medienvertretern in Dresden.

Laut Dittrich ist der Wirtschaftsbereich Handwerk nicht nur eine tragende Säule der mittelständisch geprägten Wirtschaft in Sachsen, sondern mit seinen nahezu 56.000 Betrieben zugleich eine verlässliche Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe, die sich für ein weltoffenes und tolerantes Sachsen engagiert. Dieser flächendeckend vertretenen „Wirtschaftsmacht von nebenan“ gebühre landespolitisch deutlich mehr Beachtung als bisher, machte der Präsident klar. „Das Handwerk ist entschlossen, auch künftig aktiv zu einer nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandortes Sachsen beizutragen.“  

An die Landespolitik appellierte der Handwerkspräsident, die Rahmenbedingungen für die gewerbliche Wirtschaft im sechstgrößten Bundesland weiter zu verbessern. Zu diesem Zweck habe das Handwerk Forderungen, Erwartungen und Vorschläge in fünf Kernpunkten gebündelt. Diese sollen der Bewertung der Wahlprogramme der einzelnen politischen Parteien zugrunde gelegt werden. 

Beispiel I: Stärkere Anreize für berufliche Selbstständigkeit schaffen

Um das Reservoir an Fach- und Führungskräften in Handwerk und Mittelstand  langfristig zu stärken, braucht es nach Dittrichs Worten in Politik und Gesellschaft weiterhin eine wahrnehmbare Würdigung der Leistungen von Kleinst- und Kleinbetrieben.

So setzt sich der Handwerkstag etwa dafür ein, den in Sachsen zuletzt auf 2.000 Euro verdoppelten Meisterbonus (für jeden Meisterabsolventen mit Hauptwohnsitz oder Beschäftigungsort im Freistaat) in der kommenden Legislaturperiode erneut anzuheben. Auf diese Weise würde ein Zeichen gesetzt, dass die Landespolitik das Wirken von Meisterinnen und Meistern auch praktisch wertschätzt.

Beispiel II: Attraktivität der dualen Berufsausbildung erhöhen 

Neben einer frühzeitigen Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und in Schulen legt der Handwerkstag politisch großen Wert auf eine umfassende Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen – also an Oberschulen und Gymnasien gleichermaßen.

„Dabei fordern wir die Landespolitik auf, die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Wirtschaft in allen Schulformen verpflichtend einzuführen“, sagte der Präsident.

Da nach wie vor rund 80 Prozent der Azubis im Handwerk Absolventen von Oberschulen sind, dringt die Handwerksorganisation zudem darauf, die Oberschulen in Stadt und Land zu stärken. Mehr Augenmerk muss darauf gelegt werden, an allen Schulen den Einsatz qualifizierter Lehrkräfte in ausreichender Zahl sicherzustellen, den Unterrichtsausfall deutlich zu senken sowie die Schulen materiell-technisch besser und moderner auszustatten.  

Beispiel III: Bürokratische Vorgaben/Auflagen für Unternehmer eindämmen

Noch stärker auf „echte Entlastungseffekte im Unternehmensalltag“ ausgerichtet werden müssen – so der Sächsische Handwerkstag – auf Landesebene politische Initiativen und Entscheidungen beim Bürokratieabbau.

„Geradezu abschreckend wirken muss auf jeden potenziellen Existenzgründer bzw. Betriebsübernehmer die Fülle an kaum noch zu überblickenden, geschweige denn praktisch zu beherrschenden Gesetzen und sonstigen Vorschriften. Eine Kultur der beruflichen Selbstständigkeit in Sachsen fördert man so jedenfalls nicht“, sagte Dittrich.

Bekräftigt wird dieser Befund durch den jüngst veröffentlichten KfW-Gründungsmonitor 2023. Danach nennen fast sechs von zehn Befragten, die von einer Gründungsabsicht wieder Abstand nahmen, die Bürokratie als Grund. 

Um die Auswüchse in punkto Bürokratie spürbar zurückzudrängen, fordert das sächsische Handwerk unter anderem, Melde- und Statistikpflichten für Selbstständige auf ein Minimum zu begrenzen (und dabei verstärkt auf das sog. Once-Only-Prinzip zu setzen), Landesgesetze und -verordnungen prinzipiell übersichtlicher und allgemeinverständlicher abzufassen sowie bei der Abfassung von Regelwerken aller Art generell eine realistische Folgenabschätzung für Kleinst- und Kleinbetriebe zur Pflicht zu erheben.

Alle Politischen Standpunkte