Kompetenzverlagerung innerhalb der neuen Sächsischen Staatsregierung im Bereich beruflicher Weiterbildung
Der beabsichtigte Übergang der Zuständigkeiten vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (SMWA) zum Sächsischen Staatsministerium für Kultus (SMK) birgt nach Einschätzung der Kammern erhebliche strukturelle und inhaltliche Risiken, die negative Auswirkungen auf die sächsische Wirtschaft und vor allem den Bildungssektor nach sich ziehen können.
Bisher war die berufliche Bildung, einschließlich der Fort- und Weiterbildung sowie der Aufstiegsfortbildung, wie zum Beispiel dem Meister im Handwerk, zentral im SMWA verankert. Diese Verortung stellte sicher, dass die berufliche Bildung mit den spezifischen Bedarfen der Wirtschaft eng abgestimmt war. Die angedachte zentrale Bündelung der Kompetenzen im SMK würde jedoch zu einer Aufspaltung dieser integrativen Struktur führen und damit die bewährte Kohärenz zwischen den verschiedenen Bereichen der beruflichen Bildung beeinträchtigen. Erschwerte Abstimmungen zwischen dem Ministerium auf der einen und Kammern und Unternehmen auf der anderen Seite wären die Folge.
Die geplante Bündelung entzieht der beruflichen Weiterbildung ihre starke Verankerung im wirtschaftsnahen Kontext. Im SMWA wurden durch die direkte Anbindung an wirtschaftspolitische Fragestellungen die praxisnahen Anforderungen der Unternehmen und die Dynamik des Arbeitsmarktes berücksichtigt. Im Gegensatz dazu fehlen dem SMK bisher die entsprechende Expertise und die notwendige Nähe zu den Bedarfen der Wirtschaft. Insbesondere bei der Zuerkennung von Aufstiegsfortbildungen im Kontext des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) könnte dies problematisch werden, da solche Themen eine fundierte Kenntnis wirtschaftlicher und arbeitsmarktspezifischer Zusammenhänge erfordern.
Die zentrale Bündelung von Kompetenzen gefährdet darüber hinaus die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Während die akademische Bildung traditionell stark im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT) verankert ist, benötigt die berufliche Bildung eine starke Vertretung in einem Ressort, das die wirtschaftliche Perspektive betont und unterstützt. Eine Verlagerung ins SMK könnte das Ungleichgewicht zwischen diesen beiden Bildungsbereichen weiter verstärken und damit bestehende Bemühungen um eine gleichberechtigte Anerkennung der beiden Bildungswege konterkarieren.
Neben diesen inhaltlichen Bedenken sehen die drei Handwerkskammern auch organisatorische Risiken. Die Berufsausbildung und berufliche Weiterbildung sind in ihrer Zielsetzung und ihrem methodischen Ansatz eng miteinander verwoben. Ihre Trennung in unterschiedliche Ressorts würde die Effizienz und die Kohärenz der Bildungslandschaft im Freistaat Sachsen beeinträchtigen. Ein abgestimmtes Vorgehen, das sowohl die Bedürfnisse von Betrieben als auch die Anforderungen des Arbeitsmarktes berücksichtigt, wäre erheblich erschwert.
Vor diesem Hintergrund appelliert man an die Staatsregierung, die Entscheidung zur zentralen Bündelung der Kompetenzen im Bereich der beruflichen Weiterbildung kritisch zu überdenken.