Bild vom Verwaltungsgebäude der Handwerkskammer Chemnitz
Schmidtfoto-Chemnitz

Konjunkturumfrage Frühjahr 2023 veröffentlicht

Rückgang beim Geschäftsklimaindex im Handwerk: Vor allem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe mit pessimistischeren Geschäftserwartungen:

Das Handwerk im Kammerbezirk Chemnitz blickt eher pessimistisch in die Zukunft. Dies ist ein Ergebnis der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Chemnitz unter ihren Mitgliedsbetrieben. Die Investitionszurückhaltung sowohl der öffentlichen Hand als auch der Privatkonsum spürt das Handwerk in allen Gewerbegruppen. Die Ursachen sind vielfältig: Steigende Zinsen machen kreditfinanzierte Investitionen schwierig. Hinzu kommt die weiterhin hohe Inflation, die immer noch durch hohe Energie- und Rohstoffpreise gekennzeichnet ist – wenn auch nicht mehr so stark wie im Frühjahr 2022.

Handwerkskammerpräsident Frank Wagner dazu: „Wir haben die Corona-Pandemie glücklicherweise hinter uns gebracht. Die Preissteigerungen bei Energie wurden durch verschiedene Maßnahmen ein Stück weit gedämpft. Und auch die Materialverfügbarkeit hat sich etwas entspannt. Dennoch blicken unsere Betriebe weiterhin eher pessimistisch in die Zukunft. Vor allem der Baubereich – eigentlich immer das Zugpferd der Handwerks-Konjunktur – sieht große Probleme auf sich zukommen. Die Investitionszurückhaltung sowohl bei privater als auch öffentlicher Seite ist hier deutlich spürbar. Doch gerade die Bau- und Ausbaugewerke werden zukünftig gebraucht, wenn wir Gebäude energetisch sanieren, Ladesäulen aufstellen, neue Heizsysteme einbauen, Stromleitungen verlegen oder mehr Sozialwohnungen bauen wollen. Es braucht daher jetzt ein staatliches Konjunkturprogramm, um den Nachfrageeinbruch beim Bau abzufedern und nachhaltig zu investieren. So würden wir die Energiewende voranbringen. Es gäbe Investitionen in die Bildung, womit man Schulen als modernen Lernort entwickeln könnte. Und auch der Verkehr, angefangen bei der Schiene, aber auch der Straßenbau und vor allem der ÖPNV auf dem Land müssen im Fokus stehen. Von einem solchen Konjunkturprogramm profitieren am Ende ja nicht nur die Bauhaupt- und Ausbaugewerke, sondern unsere gesamte Gesellschaft.“

Zu den Umfrageergebnissen:

Allgemein/Geschäftslage

Ging der Geschäftsklimaindex im Frühjahr 2022 nach Aufhebung der damals noch geltenden Corona-Maßnahmen und trotz des Kriegs in der Ukraine noch nach oben, so ist in der aktuellen Konjunkturumfrage ein deutliches Absinken zu verzeichnen. Der Wert liegt aktuell bei 100,1. Im Frühjahr 2022 betrug der Index noch 120,6. Wird aktuell im Handwerk noch eine positive bis gleichbleibende Geschäftslage angegeben, so gehen die zukünftigen Erwartungen von einer negativeren Geschäftslage aus. Hier spiegelt sich vor allem die Lageeinschätzung des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes wider. Mehrheitlich gleichbleibende Erwartungen kennzeichnen alle anderen Gewerke. Im Kunsthandwerk sind die Erwartungen eher positiv. Auch regionale Unterschiede sind fest­stellbar. Vor allem im Landkreis Zwickau und der Stadt Chemnitz wird die Geschäftslage aktuell noch als positiv bewertet.

Betriebsauslastung

Die Betriebsauslastung ist aktuell noch gut beziehungsweise sogar noch leicht über dem Niveau der Vorjahresergebnisse. 72 Prozent der Betriebe gaben eine Auslastung von 80 Prozent und mehr an. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 68 Prozent. Beim Auftragsbestand ist aber bereits ein Rückgang erkennbar. Dieser liegt aktuell bei 10 Wochen – 4 Wochen weniger als im Frühjahr 2022.

Umsatzentwicklung

Gestiegene Umsätze geben 20 Prozent der Betriebe an. Über konstant gebliebene Umsätze berichten wiederum 51 Prozent und sinkende Umsätze 30 Prozent. Und auch zukünftig erwarten über das gesamte Handwerk der Region hinweg drei von vier Betrieben steigende oder zumindest gleichbleibende Umsätze. Gewerke-spezifische Unterschiede sind aber auch hier deutlich erkennbar. Im Handwerk für den gewerblichen Bedarf gehen 91 Prozent der Betriebe von steigenden oder gleichbleibenden Umsätzen aus. Bei den personenbezogenen Dienstleistungen sowie dem Nahrungsmittelgewerbe sind es wiederum nur 61 Prozent bzw. 65 Prozent.

Einkaufs- und Verkaufspreise

Als im Frühjahr 2022 die Preise für Energie bedingt durch den Ukraine-Krieg deutlich stiegen und bestimmte Materialien gar nicht verfügbar oder nur zu hohen Preisen eingekauft werden konnten, schlug sich dies auch auf die Einkaufspreise nieder. Aktuell ist hier zumindest eine leichte Entspannung erkennbar. Wo 2022 noch 91 Prozent der Betriebe steigende Einkaufspreise angegeben haben (Herbst: 92 Prozent), so ist dieser Wert jetzt leicht auf 81 Prozent gesunken. Dafür geben nunmehr 19 Prozent gleichbleibende oder gar sinkende Einkaufspreise an (Frühjahr 2022: 9 Prozent; Herbst 2022: 8 Prozent). Die Belastungen sind daher weiterhin hoch, wenngleich Preisbremsen für Strom und Gas, Härtefallhilfen für nicht leitungsgebundene Brennstoffe sowie wieder bessere Verfügbarkeiten von Materialien auf den Weltmärkten ein wenig die Einkaufspreise dämpfen. Die Betriebe konnten die Einkaufspreise aber weiterhin nur bedingt auf die Verkaufspreise umlegen. Mehr als die Hälfte meldet gestiegene Verkaufspreise (56 Prozent). Vor einem Jahr waren es noch 70 Prozent. Im Herbst lag der Wert bei 64 Prozent. Knapp ein Drittel (37 Prozent) haben die Verkaufspreise beibehalten.

Beschäftigte

Die eher negativen Geschäftserwartungen und vor allem aber der Mangel an Fach- und Arbeitskräften zeigen sich auch bei den Angaben zur Veränderungen der Beschäftigtenzahl gegenüber dem Vorquartal. 82 Prozent der Betriebe melden gleichbleibende Beschäftigtenzahlen, nur 6 Prozent mehr und 12 Prozent weniger Mitarbeiter. Und auch im kommenden Quartal gehen 85 Prozent der Betriebe eher von einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl aus. Nur 4 Prozent wollen mehr Mitarbeiter einstellen.

Investitionsverhalten

Teure Kreditfinanzierungen und eine diffuse Erwartungshaltung der Betriebe, resultierend aus verunsichernden Rahmenbedingungen, lassen die Betriebe nur auf etwa gleichbleibendem Niveau wie im Vorjahr investieren. 38 Prozent der Betriebe gaben an, Investitionen im gleichen Umfang wie in den Vorjahren getätigt zu haben. 8 Prozent haben mehr als zuvor investiert.

Der Konjunkturbericht ist hier als PDF abrufbar.

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