Bild vom Verwaltungsgebäude der Handwerkskammer Chemnitz
Schmidtfoto-Chemnitz

Stagnation beim Geschäftsklimaindex im Handwerk: Kein grundlegender Aufschwung erkennbar

Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 veröffentlicht

Das Handwerk im Kammerbezirk Chemnitz blickt weiterhin eher zurückhaltend auf die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung und erwartet auch zukünftig keine grundlegende Verbesserung der Geschäftslage. Dies ist ein Ergebnis der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Chemnitz unter ihren Mitgliedsbetrieben. Vor allem im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe ist die Investitionszurückhaltung bei den Kunden weiterhin deutlich zu spüren. Andererseits gibt es aber auch Gewerke, die von einer besseren Geschäftslage berichten, so zum Beispiel beim Handwerk für den gewerblichen Bedarf oder beim Kraftfahrzeuggewerbe. Die Ursachen für diese unterschiedliche Lageeinschätzung sind vielfältig: Während der Bau weiterhin die hohen Zinsen spürt, die kreditfinanzierte Investitionen erschweren, spüren Teile des Handwerks die anziehende Konsumlaune der Verbraucher, die mit der gesunkenen Inflationsrate einhergeht.

Handwerkskammerpräsident Frank Wagner dazu: „‘Weder hü noch hott‘ wäre die passende Überschrift beim Blick auf die konjunkturelle Lage der Betriebe im Kammerbezirk. Auf der einen Seite haben wir weiterhin den schwächelnden Bau. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch Handwerksbetriebe, die positiver nach vorn schauen. Es ist ein langes Tal, das das Handwerk derzeit durchschreiten muss. Zwar steigt zum Beispiel mit der abschwächenden Inflation auch die Konsumlaune der Verbraucher wieder, was auch einige Gewerke erfreulicherweise spüren. Von einer Entspannung der wirtschaftlichen Lage kann aber bei weitem noch nicht die Rede sein. Daher braucht es zwingend und zügig Maßnahmen, welche die Konjunktur ankurbeln – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Als kurz- bis mittelfristig umsetzbare konjunkturelle Maßnahme gerade mit Blick auf den Bau wäre vorstellbar, die unter anderem beim privaten Bauen derzeit freien Kapazitäten der Betriebe für die Sanierung oder Neubauvorhaben kommunaler Maßnahmen – wie Schulen oder Kindergärten – zu nutzen. Entsprechende Vorhaben und kommunale Investitionsstaus, welche früher oder später angegangen werden müssen, bestehen ohnehin. Eine strategische und zielgerichtete Finanzierung zur Umsetzung muss der Freistaat Sachsen für diese öffentlichen Güter in kommunaler Hand schnell ermöglichen. Doch leider stehen wir hier jeweils vor großen Problemen: In Sachsen bremst der Wahlkampf alle Entscheidungen aus, die wir dringend benötigen. Und im Bund wird einzig und allein an der Schuldenbremse festgehalten – mit unabsehbaren Folgen für die Wirtschaft. Statt in die Infrastruktur und den Wohnungsbau noch stärker zu investieren oder mehr Mittel für die duale Berufsausbildung bereitzustellen, ist eher das große Sparen angesagt. Gleichzeitig wird zwar viel von Bürokratieabbau gesprochen – der auch eine große Entlastung bringen würde. Andererseits finden die Vorschläge aus der Praxis, genauer von den Betrieben, kein Gehör. Das können wir uns alles aber gegenwärtig nicht erlauben, wie die Umfrageergebnisse eindrücklich belegen.“

Zu den Umfrageergebnissen:

Allgemein/Geschäftslage

Der ohnehin niedrige Geschäftsklimaindex verharrt weiterhin auf dem Niveau der vorherigen Umfragen aus dem Frühjahr und Herbst 2023. Ein leichter Anstieg von 100,1 auf 105,8 ist zwar im Vergleich zur Frühjahrsumfrage 2023 zu verzeichnen. Ein deutliches Plus, wie es beispielsweise nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2022 gab, ist aber weiterhin nicht in Sicht. Im Frühjahr 2022 betrug der Indexwert noch 120,6. Wird aktuell im Handwerk noch eine positive bis gleichbleibende Geschäftslage angegeben, so gehen die zukünftigen Erwartungen von einer gleichbleibenden bis negativeren Geschäftslage aus. Der Trend bei den zukünftigen Erwartungen ist über alle Gewerke hinweg erkennbar. Einzig im Kunsthandwerk und dem Handwerk für den gehobenen Bedarf sowie im Kraftfahrzeuggewerbe sind auch eher positive Erwartungen der Geschäftslage erkennbar. Auch regionale Unterschiede sind fest­stellbar. Vor allem im Landkreis Zwickau und im Erzgebirgskreis wird die Geschäftslage aktuell noch als positiv bewertet.

Betriebsauslastung

Die Betriebsauslastung ist aktuell wieder gesunken und liegt deutlich unter dem Niveau der Vorjahresergebnisse. 67 Prozent der Betriebe gaben eine Auslastung von 80 Prozent und mehr an. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 72 Prozent. Beim Auftragsbestand ist ein abermaliger Rückgang zu verzeichnen. Dieser liegt aktuell bei 8 Wochen – 2 Wochen weniger als im Frühjahr 2023.

Umsatzentwicklung

Gestiegene Umsätze geben nur noch 11 Prozent der Betriebe an. Im Frühjahr 2023 waren es noch 19 Prozent. Über konstant gebliebene Umsätze berichten wiederum 48 Prozent und sinkende Umsätze 41 Prozent. Zukünftig erwarten über das gesamte Handwerk der Region hinweg drei von vier Betrieben steigende oder zumindest gleichbleibende Umsätze. Gewerke-spezifische Unterschiede sind aber auch hier deutlich erkennbar. Im Kraftfahrzeuggewerbe gehen 95 Prozent der Betriebe von steigenden oder gleichbleibenden Umsätzen aus, im Handwerk für den gewerblichen Bedarf sind es auch 91 Prozent der Betriebe. Im Nahrungsmittelgewerbe sind es wiederum nur 65 Prozent. Eine bessere Prognose im Vergleich zur IST-Situation liefern Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. Geben hier aktuell nur 2 Prozent (Bauhauptgewerbe) beziehungsweise 10 Prozent (Ausbaugewerbe) steigende Umsätze an, so erwarten beide Bereiche wiederum in der Zukunft eine Steigerung (36 Prozent/16 Prozent).

Verkaufspreise

Bei den Verkaufspreisen spiegelt sich die abschwächende Inflation wieder. Zwar geht nur eine geringe Zahl der Betriebe (5 Prozent) von sinkenden Verkaufspreisen aus. Eine Steigerung wiederum geben 44 Prozent und gleichbleibende Preise 51 Prozent an. Im Frühjahr 2023 gaben 56 Prozent der Betriebe steigende Preise und 37 Prozent gleichbleibende Preise an. Auch im Herbst 2023 war dieser Trend noch so vorhanden.

Beschäftigte

Unverändert im Vergleich zu den vorherigen Konjunkturumfragen zeigt sich die Lage bei den Beschäftigtenzahlen der Betriebe im Kammerbezirk Chemnitz. Vor allem der sich immer stärker abzeichnende Mangel an Fach- und Arbeitskräften und freibleibende Ausbildungsplätze zeigen sich in den Angaben zur Veränderungen der Beschäftigtenzahl. 80 Prozent der Betriebe melden gleichbleibende Beschäftigtenzahlen, nur 5 Prozent mehr und 15 Prozent weniger Mitarbeiter. Und auch bei den Erwartungen gehen 79 Prozent der Betriebe eher von einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl aus. Nur 7 Prozent wollen mehr Mitarbeiter einstellen.

Investitionsverhalten

Das Investitionsverhalten ist geprägt von Zurückhaltung, wenn auch mit positiver Tendenz verglichen zum Frühjahr 2023. Gaben dort 46 Prozent der Betriebe gleichbleibende oder steigende und 54 Prozent sogar zurückgehende Investitionen an, hat sich das Bild aktuell leicht verändert: Im Frühjahr gehen nur noch 39 Prozent der Betriebe von einem Rückgang der Investitionen aus. Ganz ähnlich zeigt sich das Bild bei den Erwartungen.

Den Konjunkturbericht zum Download als PDF finden Sie hier.

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