Bild vom Verwaltungsgebäude der Handwerkskammer Chemnitz
Schmidtfoto-Chemnitz

Stellungnahme zur Fortschreibung der sächsischen Rohstoffstrategie

Die AG der sächsischen Handwerkskammern hat in einem Schreiben an das Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr eine erste Stellungnahme zur vorgesehenen Novellierung der sächsischen Rohstoffstrategie abgegeben.

Aus Sicht der drei sächsischen Handwerkskammern ist eine sächsische Rohstoffstrategie – unter Berücksichtigung etwaiger ähnlicher Konzeptionen des Bundes oder der EU – eine wichtige Grundlage für die Wirtschaft im Freistaat. Die bisherigen Leitlinien haben sich bewährt. Sie sollten wegen der notwendigen, langfristigen Gültigkeit inhaltlich beibehalten werden. Eine Diskussion neuer Themen (z.B. Digitalisierung) und deren Aufnahme in die Leitlinien sowie ggf. eine damit verbundene Neuordnung der Leitlinien bleibt unbenommen.

Die Wirtschaft ist auf eine breite Rohstoffversorgung angewiesen ist – dies auch und gerade vor dem Hintergrund der Umsetzung der klima- und energiepolitischen Ziele in Deutschland und Europa. Die Strategie sollte daher nicht nur den Abbau betrachten, sondern gleichzeitig auch Weiterverarbeitung, Verfügbarkeit sowie Nutzungs- und Verbrauchsoptimierungen für die heimische Wirtschaft. Dies beinhaltet gleichermaßen sowohl abiotische als auch biotische Rohstoffe. Gerade biotische Rohstoffe kommen aber in der bisherigen Rohstoffstrategue des Freistaates viel zu kurz, sind aber aus Sicht des Handwerks nicht minder entscheidend für die Betriebe. Als ein Beispiel sei hier Holz genannt. Es ist daher zu empfehlen, dass in der Fortschreibung auch dieser Bereich deutlich mehr Beachtung findet.

Wichtig bei der Fortschreibung wäre auch eine klare Strategie bei der Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten. Die Preissteigerungen bei Baumaterialien beziehungsweise die geringe Verfügbarkeit vieler Baustoffe haben in den vergangenen Monaten die Betriebe enorm belastet. Regionale Wertschöpfungsketten, wie sie bereits in einigen Bereichen, unter Beteiligung der Handwerkskammern und von Verbänden sowie Betrieben, in der Umsetzung sind, können hier für deutliche Entlastungen und mehr Unabhängigkeit von den sich stetig stark verändernden Weltmärkten bringen. Eine Nutzung sowohl abiotischer als auch biotischer Rohstoffe in den regionalen Wirtschaftskreisläufen ist daher bei der Fortschreibung mit zu bedenken.

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen der Rohstoffmärkte in den vergangenen Monaten und der aktuellen politischen Entwicklungen muss es daher das Ziel sein, dass der Freistaat Sachsen so weit als möglich unabhängig von Rohstoffimporten wird. Deshalb regen die Kammern an, die Themen Recycling und Kreislaufwirtschaft aufzunehmen beziehungsweise noch stärker als in der vorliegenden Strategie zu adressieren. Eine klare Zielstellung der Strategie sollte die bestmögliche Nutzung einheimischer primärer und sekundärer Rohstoffe sein. Sinnvoll erscheinen in diesem Zusammenhang messbare Zielstellungen.

Ein Anpassungsbedarf besteht bei der breiten „Vermarktung“ der Ziele und Inhalte. Diese sind außer bei Fachexperten weder in den Unternehmen, der Politik noch in der Gesellschaft bisher ausreichend bekannt. Kritisch anzumerken ist auch die seit Verabschiedung der Rohstoffstrategie im Jahr 2012 zu geringe Verzahnung mit anderen wichtigen Strategien und Initiativen des Freistaates, die für die Umsetzung (Fachkräftesicherung und -gewinnung, Verbesserung des Rohstoffbewusstseins, kontinuierliche Entwicklung und wirtschaftliche Nutzung von Innovationen, Anforderungen der Energiewende, umfassende Nutzung der Digitalisierungsmöglichkeiten, etc.) von großer Bedeutung sind. Die hier bestehenden Probleme sind sicher auch der bisher nicht vorhandenen professionellen, hauptamtlichen Gesamtkoordination der Umsetzung geschuldet.

Die sächsischen Handwerkskammern unterbreiten daher für die Fortschreibung der Strategie folgende Vorschläge:

  • Aufnahme einer Leitlinie „Ständige Verbesserung der Material- und Rohstoffeffizienz und gezielte Rohstoffsubstitution“;
  • Einsatz eines hauptamtlichen Koordinators für die Umsetzung;
  • Angemessene Mittelbereitstellung für die Umsetzung der einzelnen Teilaufgaben;
  • Vorgabe abrechenbarer Aufgaben und Ziele für die Leitlinien und ihre regelmäßige externe Evaluierung alle 2 bis 4 Jahre;
  • Gezielte Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen aus Industrie und Handwerk bei der Verbesserung ihrer Materialeffizienz und der sinnvollen Substitution von Rohstoffen, z.B. durch die Förderung spezieller Coaches (analog Energiecoaches) und von KMU-Verbundprojekten mit Rohstoffbezug (Leichtbau, innovative Baumaterialien u.a.);
  • Benennung quantifizierbarer Zielstellungen bei der Nutzung einheimischer primärer und sekundärer Rohstoffe;
  • Unterstützung von Einkaufskooperationen und  -innovationen kleiner und mittlerer Unternehmen;
  • Kontinuierliche, systematische und zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit zu den Inhalten, Zielen und erreichten Ergebnissen bei der Umsetzung;

 

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