Elfriede Liebenow

Bettina Schliephake-Burchardt

„Ohne den Meister wäre ich nicht da wo ich heute bin“

Konditorin Bettina Schliephake-Burchardt im Interview über Leidenschaft, den Meistertitel und die Nachwuchsarbeit.

Hängerchen, Blütenzucker, Lebensmittelfarben und Modellierfondant - daraus besteht die bunte und süße Welt von Konditormeisterin und Fernsehjurorin Bettina „Betty“ Schliephake-Burchardt aus Hamburg. Seit über 25 Jahren dekoriert sie Torten,  gibt ihr Wissen in Workshops, Büchern, Fernsehshows und Blogs weiter. Wir wollten wissen, was die Erfolgsrezepte ihrer Karriere sind. 

Woher kommt Ihre Leidenschaft fürs das Konditorhandwerk?

Schliephake-Burchardt: Ich mochte schon immer wahnsinnig gern Dekorieren und Modellieren. Das war auch das, was mich am Konditor gereizt hat - nicht unbedingt das Backen. Auch das frühe Aufstehen ist nicht so meins. Zur Tortendekoration bin ich eigentlich mehr aus Zufall gekommen und wollte es im Nebenerwerb machen. Irgendwann ist es zum Hauptjob geworden. Das ist auch das Schöne am Konditorjob - es findet sich für jeden etwas. Der eine backt gerne, der andere dekoriert gern, der nächste arbeitet lieber mit Schokolade oder macht Eis. Und alles ist in einem Beruf vereint! Es gibt wenige Berufe, die so vielseitig sind.

Sie geben Ihr Wissen inzwischen auf einer eigenen Homepage, in einem Blog, im Fernsehen, in Büchern und Seminaren weiter. Wie ist es dazu gekommen?

Schliephake-Burchardt: Eigentlich immer durch Zufall, es war nie etwas geplant. Ich habe auch in meinem Leben noch nie einen Businessplan geschrieben. Alles hat sich einfach immer so ergeben. Angefangen hat es mit meiner Webseite und da ich damals noch keinen Meister hatte, habe ich vor allem Kurse für Hausfrauen gegeben. Und habe dabei festgestellt, dass es das ist, woran ich eigentlich mehr Spaß habe. Nachdem ich dann den Meister gemacht hatte,  kamen irgendwann auch die Fachschulen dazu. Mittlerweile genieße ich es total den Fachkollegen Wissen weiterzugeben. Zumal in der Ausbildung der Bereich Dekoration und Modellieren immer etwas zu kurz kommt. Momentan wird das immer stärker nachgefragt und ist sehr angesagt.

Trennen Sie in Ihren Kursen bei der Wissensvermittlung nach Laien und Profis, die das Handwerk gelernt haben?

Schliephake-Burchardt: Ja schon. Der eigentliche Unterschied liegt aber darin, ob ich als Hobby modelliere, wo ich viel mehr Zeit habe oder ob ich versuche es in der Backstube umzusetzen. Meine Tipps gehen dann eher in die Richtung wie ich es im Geschäft umsetze, damit ich am Ende noch Geld dafür bekomme. Da muss man dann schon unterscheiden.

Sie haben erst ziemlich spät im Laufe Ihrer Karriere den Meister gemacht. Warum?

Schliephake-Burchardt: Ich habe mich dem lange verwehrt, bin aber inzwischen einer der größten Befürworter vom Meistertitel. Ich glaube, dass, auch wenn viele sagen wir brauchen keinen Meister, Deutschland viel Wert auf den Meister legt. Die Deutschen wollen einen Meistertitel sehen. Ich wäre ohne den Meister nicht da wo ich heute bin.  

Sie engagieren sich auch in der Innung im Vorstand. Wie kam es dazu?

Schliephake-Burchardt: (lacht) Nach dem Meister bin ich da gleich verhaftet worden. Mein ehemaliger Chef und mein Lehrer haben mich dazu animiert. Erst war ich etwas abgeschreckt aber inzwischen sehe ich es als meinen Beitrag für das Handwerk an - ich bilde nicht aus, also bin ich in der Innung aktiv. Ich kann Leute nicht verstehen, die immer nur meckern aber auch aktiv nichts tun und sich nicht in einer Innung engagieren.

Eine letzte Frage, wie erklären Sie sich diesen aktuellen Hype ums Backen?

Schliephake-Burchardt: Das ist total spannend zu sehen. Der Hype bricht auch nicht ab. Das große Backen geht in die siebente Staffel und die Zuschauerzahlen steigen stetig. Die Hauptzuschauerschaft sind interessanterweise Kinder. Die sind total heiß aufs Backen. Neulich stand auf der Messe eine Zehnjährige vor mir, die zeigte mir einen selbstgemachten Blätterteig. Die gehen da noch völlig ohne Angst ran - da ist für das Handwerk noch ganz, ganz viel Potential, das wir nutzen sollten. Verbunden ist damit auch die Chance auf ein Umdenken und das passiert in der Lebensmittelbranche gerade sehr stark. Das ist gut, denn nirgendwo hat man in der Wirtschaft so viele Aufstiegsmöglichkeiten wie im Handwerk!

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